Es gibt in der Organisation eine Herausforderung, bei der noch keine Daten in der Entscheidung berücksichtigt werden? Oder schon eine ganz konkrete, erste Idee für ein Datenprojekt? Dann stellt sich oft die Frage, was die nächsten Schritte sind. Mithilfe des Datenprojekt Canvas kann man eine erste Idee für ein Datenprojekt in einem Workshop – oder auch alleine – tiefergehend durchdenken. In diesem Blog-Beitrag wird das Canvas näher vorgestellt. Das Canvas kann hier als PDF-Datei heruntergeladen werden.
Anwendung des Canvas
Ziel des Canvas ist es, eine erste Idee für ein Datenprojekt konkreter zu fassen. Es wurde am Kompetenzzentrum Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit am Institut für Praxisforschung und Evaluation der Evangelischen Hochschule Nürnberg entwickelt und dort auch bereits in Projekten eingesetzt.
Anwendbar ist das Canvas hauptsächlich für Ideen, die strategischer Natur sind und langfristiger ausgerichtet sind. Meistens sind dies Ideen, in denen zukünftige Datenprodukte entwickelt werden, die dann Mitarbeitende in der Organisation beim dateninformierten Handeln unterstützen können. Die Arbeit mit dem Canvas erfolgt idealerweise in einem Workshop. In diesem kann man sich die einzelnen Felder des Canvas vornehmen und in Kleingruppen oder im Plenum bearbeiten.
Das Canvas kann kostenfrei eingesetzt und hier als PDF-Datei heruntergeladen werden. Wenn es in Projektberichten oder Veröffentlichungen aufgegriffen wird, freuen wir uns über eine Quellenangabe. Wie genau ihr das Canvas zitieren könnt, findet ihr auf der verlinkten Seite.
Die Felder im Canvas
Prinzipiell kann man die Felder im Canvas in einer beliebigen Reihenfolge bearbeiten. Es hat sich aber in der praktischen Arbeit mit dem Canvas herausgestellt, dass die nachfolgend dargestellte Reihenfolge am sinnvollsten ist.
Die Idee
Zuerst sollte die Idee für das Datenprojekt im entsprechenden Feld konkretisiert werden. In einem Workshop können im Vorfeld noch einmal erste Ideen für das Datenprojekt gesammelt werden. Danach sollte der zentrale Mehrwert des Datenprojekts in einem Satz formuliert werden.
Dieser Satz gibt dann auch eine Orientierung für den restlichen Workshop. Allerdings kann es auch sinnvoll sein, im Laufe des Workshops den Satz nochmals anzupassen oder zu ergänzen. Wurde das Canvas komplett durchgearbeitet, ist auch ein Abgleich mit dem Anfang formulierten zentralen Satz lohnenswert. Evtl. können sich hier auch noch einmal Anpassungspunkte ergeben.
Letztlich sollte der Satz so formuliert sein, dass man auch einem Ausstehenden mit diesem Satz den Mehrwert des Datenprojekts vermitteln kann.
Nutzer:innen
Bevor der Blick auf die Inhalte und Bestandteile des späteren Datenproduktes gelegt wird, sollte der Blick zuvor auf die potenziellen Nutzer:innen gerichtet werden. Hierbei sollten vordergründig folgende Fragen diskutiert und geklärt werden:
- Welche Personen sollen das Ergebnis des Datenprojekts nutzen?
- Welche Kompetenzen haben sie? Gibt es einen Schulungsbedarf?
- Welche Probleme der Nutzer:innen werden mit dem Datenprojekt gelöst?
In diesem Feld kann auch mit der Methode der Persona gearbeitet werden, indem beispielhafte potenzielle Nutzer:innen erstellt werden.
Gerade der Blick auf die Kompetenzen ist an dieser Stelle zentral, da hier auch ein möglicher Bedarf an Schulungen identifiziert werden kann. Im Hinblick auf die Umsetzung des Datenprojekts erscheint es sinnvoll, auch zu klären, inwieweit bei den späteren Nutzer:innen eine Datenkompetenz vorhanden ist.
Inhalte und wichtige Bestandteile
In diesem Feld des Canvas können die Inhalte und die wichtigsten Bestandteile des späteren Datenproduktes beschrieben werden. Hierbei sollen so konkret wie möglich alle benötigten Inhalte gesammelt und aufgeführt werden.
Auch kann in diesem Schritt eine Entscheidung getroffen werden, was genau das spätere Datenprodukt ist. Ist es ein aufbereiteter Datensatz, ein Report, ein Dashboard oder ein Vorhersagemodell? Diese Möglichkeiten stehen zur Auswahl, können aber auch durch eine konkretere Beschreibung ergänzt werden.
Dieser Bereich des Canvas sollte einen Schwerpunkt im Workshop darstellen, da an dieser Stelle die zentralen Inhalte und Bestandteile diskutiert und festgehalten werden können. Auch ist eine Vorüberlegung, in welche Richtung das Datenprojekt gehen kann, wichtig. Zentral ist hier aber von den Nutzer:innen und dem Ziel zu denken und nicht von der Technik. Das bedeutet beispielsweise, dass ein Dashboard nicht immer die beste Lösung sein muss. Auch sollte in der Diskussion um das spätere Datenprodukt immer diskutiert werden, wie häufig eine Aktualisierung nötig ist.
Benötige Datenquellen
Wurden die Inhalte und Bestandteile festgelegt, können im nächsten Schritt die benötigten Daten und Datenquellen gesammelt werden. Hierbei ist es sinnvoll, den Blick zuerst auf die Daten und Datenquellen zu legen, die intern bereits in der Organisation vorhanden sind. Danach kann dann geprüft werden, welche weiteren extern benötigten Datenquellen für das Datenprojekt benötigt werden. Dies können unter anderem Daten von statistischen Ämtern oder Kommunen sein.
Bei der Sammlung der Daten empfiehlt es sich auch festzuhalten, in welchem Format diese Daten vorliegen und wie oft diese aktualisiert werden. Diese Informationen sind bei der Entwicklung und Umsetzung des Datenprodukts wichtig.
Technische Besonderheiten
Am Ende der Bearbeitung des Canvas wird der Blick auf technische Besonderheiten gelegt. Sollten in der Diskussion solche aufgekommen sein, empfiehlt es sich, diese gleich in diesem Bereich festzuhalten. Am Ende des Workshops wird geprüft, ob es noch weitere Punkte gibt, die ergänzt werden müssen. Neben technischen Besonderheiten können an dieser Stelle auch organisatorische Besonderheiten aufgenommen werden, sofern sich im Austausch solche ergeben.
Nächste Schritte
Zum Schluss sollten dann die nächsten Schritte besprochen und festgehalten werden. Dies kann schon die Entwicklung eines ersten Prototyps des Datenproduktes sein, aber vielleicht auch noch einmal die Abstimmung mit der Fachabteilung, die das spätere Datenprodukt einsetzen soll.
Idealerweise wird an dieser Stelle aufgeführt, wie der weitere Prozess geplant ist, damit das Datenprojekt gut umgesetzt wird. Hierzu sollten auch Verantwortlichkeiten festgelegt werden.
Fazit
Das Datenprojekt Canvas ist ein Tool, um Datenprojekte konkreter planen zu können. Hierbei geht es vor allem um die Konkretisierung der Inhalte, der Datenquellen und des Nutzens für die späteren Nutzer:innen. Wurde das Canvas für die eigene Idee oder Fragestellung erarbeitet, sollte eine gute und zielgerichtete Umsetzung möglich sein.
Hierbei bezieht sich das Canvas immer auf eine konkrete Frage, Herausforderung oder Idee. Geht es in einer Organisation darum, prinzipiell die Infrastruktur und den Rahmen für dateninformiertes Handeln zu schaffen, kann man sich am Daten-Framework für die Soziale Arbeit und Sozialwirtschaft orientieren.
Sie benötigen bei der Umsetzung Ihrer Datenprojekte in der Sozialen Arbeit externe wissenschaftliche Unterstützung? Gerne können Sie sich bei mir melden. Am Institut für Praxisforschung und Evaluation der Evangelischen Hochschule Nürnberg begleiten meine Kolleg:innen und ich gerne diese Prozesse und setzen dabei das Datenprojekt Canvas ein.
Ich arbeite als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Praxisforschung und Evaluation der Evangelischen Hochschule Nürnberg und leite dort das Kompetenzzentrum Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit. Ich begleite soziale Organisation bei der Implementierung von wirkungsorientierten Arbeitsweisen und dateninformierten Handeln. Zu meinen weiteren Arbeitsschwerpunkten gehört die Durchführung von Wirkungsanalysen und Evaluation mit empirisch-quantitativem Schwerpunkt. Seit mehreren Jahren beschäftige ich mit den Themen Wirkungsorientierung, Wirkungen Sozialer Arbeit, Datenanalyse, Machine Learning, Data Science und dem Aufbau von Datenkompetenz in Organisationen. Und statistische Auswertungen mache ich am liebsten in R und Python 😉 Mehr Informationen zu meiner Person findet man auf meiner Homepage.
Schreiben Sie einen Kommentar