Möchte man die Wirkung der eigenen Arbeit bzw. von Angeboten und Dienstleistungen in der Sozialen Arbeit und Sozialwirtschaft genauer in den Blick nehmen, stellt sich oft die Frage: Wie beginne ich denn jetzt genau damit? In diesem Blog-Beitrag stelle ich erste Schritte vor und zeige weiterführende Literatur und Materialien auf, um in die Thematik Wirkungsorientierung und Wirkungsanalyse einsteigen zu können.

Stufenweises Vorgehen ist sinnvoll

Auf dem Weg zu einer stärkeren Wirkungsorientierung der eigenen Arbeit empfiehlt sich ein stufenweises Vorgehen. So können auch bei begrenzten Ressourcen erste Schritte begonnen werden und gleichzeitig wird die Organisation nicht überfordert, sondern mit auf den Weg genommen. Ein solches stufenweises Vorgehen wird mit dem Wirkungsradar (vgl. Ottmann & König, 2018, 2019a), der am Institut für Praxisforschung und Evaluation der Evangelischen Hochschule Nürnberg entwickelt wurde, vorgeschlagen:

Der IPE Wirkungsradar mit den Schritten Wirkungsworkshop, Wirkmodell erstellen, Effekte identifizieren, Wirkung nachweisen, Wirkmechanismen analysieren, Effizenz belegen
Der IPE Wirkungsradar

Im nachfolgenden Blog-Beitrag werden wir auf die ersten Schritte eingehen. Eine ausführliche Darstellung des Wirkungsradars findet man in einem Beitrag in der Zeitschrift Soziale Arbeit.

1. Schritt: Konkretes Angebot oder Projekt auswählen

Wirkungsorientierte Arbeitsweisen in die gesamte Organisation einzuführen, ist sehr herausfordernd. Daher ist es empfehlenswert, sich zunächst auf ein konkretes Angebot oder Projekt zu fokussieren und dieses auszuwählen. Gründe für die Auswahl können u. a. sein:

  • Vonseiten des Kostenträgers oder der Politik wurde der Wunsch geäußert, die Wirksamkeit des Angebotes bzw. des Projektes nachzuweisen.
  • Bei einem Angebot steht schon länger zur Diskussion, dass es evtl. fachlich weiterentwickelt werden muss.
  • Innerhalb eines Angebotes gibt es nur wenig oder keine Instrumente, um die Entwicklungen der Nutzer*innen zu erheben und darzustellen.

Anhand dieses konkreten Angebotes oder Projektes können die einzelnen Schritte zur Wirkungsorientierung durchlaufen werden. Am Ende des Prozesses sollte dann geprüft werden, inwieweit die erarbeiteten Instrumente und Methoden auch auf andere Angebote oder Arbeitsfelder übertragen werden können.

2. Schritt: Wirkungsworkshop zum Einstieg

Wurde ein konkretes Angebot oder Projekt ausgewählt, empfiehlt sich immer ein partizipatives Vorgehen, das die Fachkräfte vor Ort einbindet. In einem nächsten Schritt ist es daher sinnvoll, sich in einem Wirkungsworkshop gemeinsam zu verständigen. Hier kann geklärt werden, wie der Wirkungsbegriff verstanden wird und aus welcher Perspektive man sich dem Thema Wirkungsorientierung nähert. Hierbei ist besonders die fachliche Perspektive entscheidend (vgl. Ottmann & König, 2023, S. 25 ff.). Dies bedeutet, dass Erkenntnisse aus Wirkungsanalysen immer in die fachliche Arbeit einfließen sollen und man damit Angebote konzeptionell weiterentwickeln kann. Langfristig kann damit ein Wissenskorpus aufgebaut werden, mit dessen Hilfe man besser entscheiden kann, welches Angebot für welche Personengruppe das Beste ist. Ziel dieses Wirkungsworkshops sollte sein, dass am Ende ein gemeinsames Verständnis existiert und die Mitarbeitenden einen positiven Bezug zum Thema haben.

3. Schritt: Wirkmodelle entwickeln

Darauf aufbauend kann dann in weiteren Workshops ein Wirkmodell (vgl. Ottmann & König, 2019b, 2023, S. 42 ff.) für das Angebot oder Projekt entwickelt werden. Hierbei empfiehlt es sich, mindestens zwei Workshops durchzuführen. Bei der Erstellung eines Wirkmodells stellt man sich die Frage, welche Wirkungen mit einem Angebot oder einem Projekt bei der Zielgruppe erzielt werden sollen. Weiterhin werden Kontextfaktoren gesammelt, die neben dem Angebot einen Einfluss auf die zu erzielende Wirkung haben können. Wie genau man bei der Erarbeitung eines Wirkmodells vorgeht, wurde bereits hier im Blog erläutert.

4. Schritt: Wirkungsorientiertes Monitoring aufbauen

Ausgehend vom entwickelten Wirkmodell kann man sich dann Gedanken machen, wie die definierten Outcomes und Kontextfaktoren empirisch erhoben werden können. Idealerweise erfolgt dies mit einem wirkungsorientierten Monitoring, mit dem man an mindestens zwei Zeitpunkten eine Erhebung durchführt. Bevor ein neues Erhebungsinstrument entwickelt wird, sollte man immer prüfen, ob nicht schon im Angebot oder Projekt Daten erhoben werden, die auch im Rahmen des wirkungsorientierten Monitorings verwendet werden können. Diese Daten können, bei einer systematischen Erhebung und Auswertung, dann auch in Rahmen einer Wirkungsanalyse berücksichtigt werden. Der Erfahrung nach liegen häufig nutzbare Daten in Organisationen vor. Wie man ein wirkungsorientiertes Monitoring aufbaut, wird hier im Blog erläutert.

5. Schritt: Wirkungsplausibilisierung durchführen

Mit einem wirkungsorientierten Monitoring werden sog. Effekte (vgl. Ottmann & König, 2023, S. 14) erfasst, also Veränderungen oder Stabilisierungen bei der Zielgruppe. Um von Wirkungen sprechen zu können, wird noch ein Nachweis oder eine Einschätzung benötigt, dass die gefundenen Effekte durch das Angebot oder Projekt ausgelöst wurden.

Da die Bildung von Vergleichs- oder Kontrollgruppen in der Sozialen Arbeit nur schwierig bzw. oft gar nicht möglich ist, empfiehlt sich hier die Methode der Wirkungsplausibilisierung (vgl. Balzer, 2012; Ottmann & König, 2023, S. 116 ff.). Diese kann durch einen Workshop mit Fachkräften durchgeführt werden. In dem Workshop werden Ergebnisse des wirkungsorientierten Monitorings gesichtet, interpretiert und eingeschätzt (plausibilisiert), welchen Anteil das Angebot oder das Projekt an den gefundenen Effekten hat und welche andere Faktoren darauf noch einen Einfluss haben. Im Idealfall werden diese Einschätzungen mit Erfahrungen von Nutzer*innen ergänzt, die man beispielsweise durch Interviews oder Fokusgruppen erhält.

Kontinuierlichen Prozess etablieren

Die letzten beiden Schritte, also die Datenerhebung mit einem wirkungsorientierten Monitoring und die regelmäßige Interpretation der Daten mit der Durchführung einer Wirkungsplausibilisierung, sollten kontinuierlich in die Arbeit integriert werden. Hierbei ist es auch sinnvoll, wenn die Ergebnisse in geeigneter Form und regelmäßig an die Fachkräfte zurückgespielt werden. Dies kann beispielsweise im Rahmen von Dashboards geschehen. Wurde ein solcher kontinuierlicher Prozess aufgebaut, ist sichergestellt, dass die Ergebnisse in die fachliche Arbeit einfließen können und man durch diese mögliche Weiterentwicklungspotenziale identifizieren und langfristig einen Wissenskorpus für die eigene Arbeit aufbauen kann.

Vertiefendes Wissen

Dieser Blog-Beitrag soll einen Überblick geben, welche Schritte man als Erstes gehen kann, wenn man in das Thema Wirkungsorientierung und Wirkungsanalyse in der Sozialen Arbeit einsteigt. Möchte man sein Wissen in diesem Bereich vertiefen, gibt es verschiedene Zeitschriftenbeiträge, Bücher und Onlinekurse, mit denen dies möglich ist:

Fazit: Nicht warten, sondern mit den ersten Schritten loslegen!

Möchte man sich dem Thema Wirkungsorientierung und der Wirkung der eigenen Arbeit widmen, empfiehlt sich nicht zu warten, sondern mit den ersten Schritten loszulegen. Auch wenn im ersten Moment das Thema komplex erscheint, hoffe ich mit dem Blog-Beitrag erste Schritte aufgezeigt zu haben, die nach meiner Erfahrung, auch gut in der Praxis umsetzbar sind. Gerade die Entwicklung eines Wirkmodells ist aus meiner Sicht eine gute Methode, um einen ersten einfachen Schritt zu gehen und sich bewusster über die Wirkung der eigenen Arbeit zu werden. Die Erstellung eines solchen Wirkmodells kann man auch gut in Teambesprechungen integrieren und dort einen ersten Entwurf erarbeiten.

Sie haben schon Erfahrungen in der Umsetzung von Methoden aus dem Bereich der Wirkungsorientierung und Wirkungsanalyse? Gerne können Sie Ihre Erfahrungen in den Kommentaren beschreiben.

Literatur