In der Diskussion über Wirkungen in den Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit wird oft die Zielerreichung mit der Erzielung einer Wirkung gleichgesetzt. In diesem Blogbeitrag wird dargestellt, warum Zielerreichung nicht gleich Wirkung ist und auch darüber diskutiert, ob man davon ausgehen kann, dass Ziele immer wirkungsorientiert sind.

Was sind Ziele?

Schaut man im Duden nach, wird Ziel wie folgt definiert:

„etwas, worauf jemandes Handeln, Tun o. Ä. ganz bewusst gerichtet ist“

Duden

Innerhalb der Sozialen Arbeit kann man Ziele auf unterschiedlichen Ebenen verorten. Zum einen gibt es Ziele, die mit einem Angebot oder einer Intervention angestrebt werden. Diese Ziele werden meistens in Konzeptionen festgehalten.

Neben diesen Zielen werden aber auch oft mit den Nutzer:innen der Angebote Ziele vereinbart. Diese sind auf der individuellen Ebene angesiedelt und werden im Rahmen der Bedarfsermittlung oder von Hilfeplangesprächen erarbeitet und festgelegt. Ein Beispiel wäre hier die Bedarfsermittlung im Bereich der Eingliederungshilfe. In dieser wird zusammen mit den leistungsberechtigten Personen erarbeitet und festgelegt, welche Ziele in einem bestimmten Zeitraum erreicht werden sollen.

Oft werden Ziele auch in verschiedene Zielarten unterteilt. So werden übergreifende Leitziele formuliert, die dann weiter in Mittler- und Handlungsziele heruntergebrochen werden (Strobl & Lobermeier, 2016). Handlungsziele sind dann solche Ziele, die konkret umgesetzt werden, um das definierte Leitziel zu erreichen.

Bei der Formulierung von Zielen ist es wichtig, dass diese SMART formuliert werden. Dies bedeutet, dass die Ziele

  • spezifisch,
  • messbar,
  • attraktiv,
  • realistisch und
  • terminiert

sind. Im Hinblick auf das Thema Wirkung sind hierbei vor allem die Aspekte spezifisch, messbar und terminiert zentral.

Was ist eine Wirkung?

Nachdem näher betrachtet wurde, was man unter Zielen versteht, soll nun der Begriff der Wirkung näher betrachtet werden.

Wirkungen sind „eingetretene Veränderungen oder Stabilisierungen bei den Zielgruppen eines […] Programms […], die ursächlich auf dieses Programm zurückgehen“.

Balzer & Beywl, 2015, S. 192

Innerhalb der Definition gibt es zwei zentrale Aspekte:

  • Wenn wir von Wirkungen sprechen, werden vorwiegend Veränderungen oder Stabilisierungen bei der Zielgruppe in den Blick genommen. Innerhalb der Betrachtung von Wirkungen wird oft der Blickwinkel noch erweitert und es werden auch gesellschaftliche Wirkungen, die durch Angebote der Sozialen Arbeit entstehen, betrachtet.
  • Weiterhin wird in der Definition ein sog. kausaler Mechanismus definiert. Dies bedeutet, dass bei der Frage nach Wirkungen nicht nur betrachtet werden muss, ob es zu Veränderungen oder Stabilisierungen kommt, sondern auch, ob diese durch ein konkretes Angebot oder Maßnahme der Sozialen Arbeit entstanden sind.

Ist eine Überprüfung oder eine Annäherung an den kausalen Mechanismus nicht möglich, sollte man daher auch nicht von einer Wirkung sprechen, sondern von einem Effekt. In einem vorherigen Blog-Beitrag wurde schon ausführlich ein differenzierter Umgang mit dem Begriff Wirkung vorgestellt.

Sind Ziele immer wirkungsorientiert?

Nachdem wir uns sowohl den Begriff Ziele als auch Wirkung näher angeschaut haben, kommen wir zur eigentlichen Frage: Sind Ziele immer wirkungsorientiert?

Die schnelle Antwort: Nein!

Die ausführliche Antwort: Ziele sind nicht immer automatisch wirkungsorientiert. Wie wir in der Definition zum Begriff Wirkung gesehen haben, muss, um von einer Wirkung zu sprechen, eine Veränderung oder Stabilisierung bei den Nutzer:innen eines Angebots eingetreten sein. Im Hinblick auf die Formulierung von Zielen ist aber festzustellen, dass nicht immer mit einem Ziel eine solche Veränderung oder Stabilisierung formuliert wird.

Gerade bei der Formulierung von Zielen für ein Angebot kann ein Ziel beispielsweise auch die Durchführung einer bestimmten Anzahl an Informationsveranstaltungen oder Beratungsterminen sein. Hierbei wird mit dem Ziel erst einmal keine Veränderung oder Stabilisierung in den Blick genommen und damit wäre es in der Wirkungslogik ein Output, also ein Resultat des Angebots, aber noch keine Wirkung (Outcome).

Ähnlich kann es auch bei der Formulierung von Zielen auf individueller Ebene sein. Wird als Ziel formuliert, dass ein:e Nutzer:in regelmäßig an einem Angebot teilnehmen soll, wird hier im Ziel noch keine Veränderung oder Stabilisierung im klassischen Sinne formuliert. Auch dieses Ziel würde keine Wirkung im eigentlichen Sinne in den Blick nehmen.

Es zeigt sich also, dass Ziele nicht immer wirkungsorientiert formuliert sind. Dies bedeutet aber, dass es auch Zielformulierungen geben kann, die wirkungsorientiert sind. Ein Beispiel wäre: Die leistungsberechtigte Person soll in einem Jahr eigenständig einkaufen gehen. Hier wird eine Veränderung formuliert, da die Person dazu bisher nicht in der Lage ist, aber das Ziel ist, dass die Person die entsprechenden Fähigkeiten erwirbt, damit dies zukünftig der Fall ist. Möchte man ein Ziel wirkungsorientiert formulieren, ist es daher wichtig, dass mit dem Ziel eine Veränderung oder Stabilisierung in den Blick genommen wird!

Überprüfung der Zielerreichung ist nicht gleich Wirkung

Formulierte Ziele sollten regelmäßig überprüft werden. Man spricht hierbei auch davon, die Zielerreichung zu überprüfen. Hierbei geht es darum, eine Aussage zu treffen, wie viele der zuvor definierten Ziele auch wirklich erreicht wurden.

Oft wird die Überprüfung der Zielerreichung mit der Erfassung einer Wirkung gleichgesetzt. Es wird davon ausgegangen, dass die erreichten Ziele eine Wirkung darstellen. Gerade innerhalb der Eingliederungshilfe, in der es eine regelmäßige Bedarfsermittlung und Fortschreibung gibt, wird dieser Zusammenhang immer wieder diskutiert.

Aber auch hier zeigt sich, dass man diesen Zusammenhang nicht herstellen kann: Eine erfolgreiche Zielerreichung ist noch keine Wirkung! Dies liegt am zweiten Teil der Definition von Wirkung. In dieser wird festgehalten, dass die Veränderung oder Stabilisierung bei der Zielgruppe ursächlich auf das Programm oder Angebot zurückgehen muss.

Bei der Überprüfung der Zielerreichung wird in den meisten Fällen aber nur überprüft, ob ein Ziel erreicht wurde oder nicht. Es wird aber keine Aussage darüber getroffen, ob dieses Ziel durch die Begleitung und Betreuung im sozialen Angebot erzielt wurde oder ob andere Faktoren hierauf einen Einfluss haben.

Insofern sollte man bei der Überprüfung der Zielerreichung, bei einem positiven Ausgang von einem Effekt sprechen und nicht von einer Wirkung. Ein Effekt liegt immer dann vor, wenn Veränderungen oder Stabilisierungen stattgefunden haben, „die im Bezug zur durchgeführten Maßnahme bzw. Programm im Sinne von den zuvor definierten Zielen stehen“ (Ottmann & König, 2018, 2019, 2023, S. 14). Es wird bei einem Effekt aber keine Aussage darüber getroffen, wie dieser zustande gekommen ist.

Wirkungsplausibilisierung

Um sprachfähig im Hinblick auf den kausalen Mechanismus zu werden, eignet sich in der Praxis der Sozialen Arbeit gut die Methode der Wirkungsplausibilisierung (Balzer, 2012; Ottmann, Helten & König, 2024). Bei dieser Methode wird eine Einschätzung zu folgenden zwei zentralen Fragen erarbeitet:

  • Welchen Anteil hat das Angebot/die Maßnahme an den gefundenen Effekten?
  • Welche weiteren Faktoren gibt es, die darauf einen Einfluss haben?

Diese Fragen können gut bei der Überprüfung der Zielerreichung mit geklärt werden, beispielsweise im Gespräch mit den leistungsberechtigten Personen. Idealerweise werden aber noch weitere Quellen zur Beurteilung der Fragen herangezogen, wie Daten und Ergebnisse von wirkungsorientierten Monitorings, die die Träger der Angebote durchführen, oder Erfahrungswissen von Fachkräften bzw. Rückmeldungen von weiteren Anspruchsgruppen (z. B. den Eltern).

Daher sollte die Wirkungsplausibilisierung bei der Überprüfung der Zielerreichung immer mitgedacht und durchgeführt werden! Dies bedeutet, dass nicht nur die Frage geklärt wird, ob ein Ziel erreicht wurde, sondern auch wie dieses Ziel erreicht wurde und welchen Anteil daran das Angebot der Sozialen Arbeit hat. Wird eine solche Wirkungsplausibilisierung durchgeführt, kann man danach – sofern das Angebot einen Anteil an der Erreichung der Effekte hatte – von einer plausibilisierten Wirkung sprechen.

Fazit

In diesem Beitrag sollte aufgezeigt werden, dass die Gleichsetzung von Zielen, Zielerreichung und Wirkung nicht möglich ist. Ziele können wirkungsorientiert formuliert werden, wenn man dabei Veränderungen oder Stabilisierungen in den Blick nimmt. Dies muss aber bei der Formulierung der Ziele beachtet werden.

Eine reine Überprüfung der Zielerreichung ermöglicht auch noch keine Aussagen über die eingetretene Wirkung. Um hier eine Einschätzung zu erhalten, muss die Zielerreichung mit der Methode der Wirkungsplausibilisierung ergänzt werden. Gerade in Bereichen, in denen regelmäßig Bedarfsermittlungen oder Hilfepläne überprüft werden, sollte daher immer eine Wirkungsplausibilisierung mitgedacht und durchgeführt werden. Idealerweise wird hier die Überprüfung der Zielerreichung in einem wirkungsorientierten Monitoringsystem integriert.

Erste Schritte, um die Wirkungen von Angeboten in der Sozialen Arbeit in den Blick zu nehmen, finden Sie hier im Blog.

Literatur