In Zeiten von knappen Haushaltsmitteln und eventuell drohenden Kürzungen von Zuschüssen und Finanzierungen von Angeboten der Sozialen Arbeit wird es immer wichtiger, die Wirkung und Relevanz der Angebote und Leistungen der Sozialen Arbeit darzustellen. Wie kann die Kommunikation der Relevanz und Wirkung der eigenen Angebote nachvollziehbar, transparent und verständlich erfolgen? Ich stelle in diesem Blog-Beitrag sechs Tipps vor, mit denen dies gelingen kann.

Letzten Woche wurde in den Medien berichtet, dass im aktuellen Haushaltsentwurf Kürzungen bei den sogenannten “Leistungen zur Eingliederung in Arbeit” geplant sind. Ob diese dann am Ende auch so kommen, wird sich in den Haushaltsverhandlungen noch zeigen. Aber durch die Berichterstattung ist wieder ein Thema aufgekommen: Die Kürzung von Zuschüssen und von Finanzierungen von Angeboten und Leistungen der Sozialen Arbeit.

Ich vermute auch, dass uns das Thema in den nächsten Monaten und Jahren in den verschiedenen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit weiter begleiten wird. Durch die teilweise angespannten Haushaltslagen wird es sicherlich auch in Zukunft immer wieder zu Diskussionen über Kürzungen im sozialen Bereich kommen. Daher ist es aus meiner Sicht umso wichtiger, dass man sprachfähig über die Relevanz und vor allem über die Wirkung und Wirksamkeit der eigenen Angebote und Leistungen wird.

Nachfolgend stelle ich daher sechs Tipps vor, mit denen man die Wirkung der eigenen Angebote und Leistungen in den Blick nehmen und darstellen kann.

Tipp 1: Wirkmodelle erstellen

Erstellen Sie für Ihre Angebote und Leistungen ein Wirkmodell! In diesem halten Sie fest, welche Wirkungen und Teilwirkungen Sie mit ihrem Angebot erzielen möchten. Aber auch die Outputs, Aktivitäten und der Kontext, in denen das Angebot eingebettet ist, werden präzise und eindeutig benannt. Wie man zu einem Wirkmodell kommt, habe ich in diesem Blogbeitrag erläutert.

Ein Wirkmodell hilft nicht nur bei der Reflexion und konzeptionellen Weiterentwicklung der eigenen fachlichen Arbeit. Mit diesem kann auch die eigene Arbeit gegenüber Stakeholdern kompakt und nachvollziehbar dargestellt werden. Durch eine solche Visualisierung fokussieren Sie zudem aus fachlicher Sicht nicht nur auf das ‚Endergebnis‘ Ihrer Prozesse, sondern machen genauso die jeweils nötigen Teilschritte und Teilwirkungen zuvor ersichtlich. Ihr Dienstleistungsangebot wird in somit seiner Gänze wahrgenommen.

Nicht jeder Träger muss für seine Angebote ein neues Wirkmodell entwickeln. Vielmehr ist es auch möglich im Zusammenschluss von mehreren Trägern, generalisierte Ankerwirkmodelle für Angebote und Arbeitsbereiche zu entwickeln. Damit erfolgt die Entwicklungsarbeit gemeinsam und man kann die Ankerwirkmodell danach für das eigene Angebot anpassen.

Tipp 2: Best Cases darstellen

Stellen Sie die Erfolge Ihres sozialen Angebotes dar! Beschreiben Sie die Verläufe von Klientinnen und Klienten, die Ihre Maßnahmen erfolgreich durchlaufen haben. Eine solche Veranschaulichung ist zwar noch kein Wirkungsnachweis, kann aber die eigene Arbeit und den Nutzen, von denen die Klientinnen und Klienten profitieren, gut kommunizieren und transparenter machen.

Tipp 3: Wirkungsorientiertes Monitoring aufbauen

Mit dem Aufbau eines wirkungsorientierten Monitorings können die Annahmen im Wirkmodell mit Daten untermauert werden. Im Rahmen des Monitorings werden die zentralen Wirkungsindikatoren und Kontextfaktoren zu mindestens zwei Zeitpunkten erhoben. Idealerweise am Anfang und am Ende einer Maßnahme. Nehmen in Ihrem Angebot die Teilnehmenden langfristig teil, empfiehlt sich eine jährliche Erhebung. So können Effekte, also Veränderungen und Stabilisierungen im Sinne der zuvor definierten Wirkungsziele, erfasst und dargestellt werden. Bei einer regelmäßigen Anwendung eines solchen Monitorings erhält man Längsschnittdaten, die sowohl in die Kommunikation nach außen als auch in die interne, konzeptionelle und fachliche Weiterentwicklung einfließen können.

Liegen die Ergebnisse aus dem wirkungsorientierten Monitoring vor, ist der nächste Schritt eine Wirkungsplausibilisierung. Bei dieser wird eine Einschätzung getroffen, welchen Anteil das Angebot an den gefundenen Veränderungen und Stabilisierungen hat und welche weiteren Faktoren diese bedingt haben. Diese Einschätzung kann in der Diskussion mit Fachkräften geschehen und/oder im Gespräch mit Teilnehmenden am Angebot.

Im nächsten Blog-Beitrag werde ich genauer darstellen, wie ein wirkungsorientiertes Monitoring aufgebaut und eine Wirkungsplausibilisierung durchgeführt werden kann. Was ein wirkungsorientiertes Monitoring ist, wie dieses entwickelt werden kann und was es mit der Wirkungsplausibilisierung auf sich hat, kann hier nachgelesen werden.

Tipp 4: Alternativkosten darstellen

Beim Blick auf die Wirkung und Wirksamkeit der Angebote in der Sozialen Arbeit sollte ein fachlicher Blick eingenommen werden. Im Austausch mit der Politik und Kostenträger kann es aber auch sinnvoll sein, die gefunden Wirkungen zu monetarisieren. Hierbei wird versucht, die Wirkungen in Euros umzurechnen, zum Beispiel durch die Betrachtung von Alternativkosten. Dies empfiehlt sich vorrangig bei Angeboten, die präventiv angelegt sind. Hier kann gut betrachtet werden, welche Kosten durch die entstandenen Wirkungen vermieden wurde. Stellt man diesen Betrag dem eingesetzten finanziellen Input entgegen, kann man den sogenannten Social Return on Investment (SROI, vgl. Schober & Then, 2015) berechnen.

Aber Achtung: Eine solche Analyse sollte gut überlegt sein. Zum einen wird der Fokus der Wirkungsanalyse verschoben, hin zur monetären Bewertung. Ggf. steht dann die fachliche Perspektive weniger im Vordergrund. Zum anderen sollte man bei der Betrachtung von Alternativkosten immer realistisch und vorsichtig sein. So sollten nur naheliegende und plausible Annahmen getroffen werden, die zum Zeitpunkt der Analyse auch belegbar sind. Auch sollten die finanziellen Effekten in einem Zeitraum von max. 5 Jahren realisierbar sein und nicht zu stark in der Zukunft liegen.

Gerade wenn es aber um die Kürzung von finanziellen Zuschüssen für Angebote der Sozialen Arbeit geht, kann eine gut durchgeführte SROI-Berechnung gewichtige Argumente für die weitere Finanzierung von Angeboten darstellen.

Ein Beispiel für die Betrachtung von Alternativkosten ist in der Studie über Fachstellen zur Verhinderung von Obdachlosigkeit (FOL) in Trägerschaft der Diakonie Bayern zu finden, die das Institut für Praxisforschung und Evaluation der Evangelischen Hochschule Nürnberg für den Fachverband durchführte. Hier wurde berechnet welche Kosten entstehen, wenn die Beratungsfälle nicht positiv ausgegangen wären und die Kommunen die dann wohnungslosen Menschen unterbringen müssten. Die Ergebnisse können hier nachgelesen werden (PDF-Datei).

Tipp 5: KISS – Keep it short and simple

Auch beim Kommunizieren empfiehlt sich das KISS-Prinzip: Keep it short and simple. Die Aussagen zur Relevanz und Wirkung des eigenen Angebotes sollten nicht nur in umfangreichen Jahresberichten ‚versteckt‘ sein, sondern auch so zentral aufbereitet werden, dass sie schnell erfasst werden können. Besonders gut geeignet sind professionell gestaltete Infografiken, die einen Sachverhalt kompakt und ansprechend darstellen.

Tipp 6: Regelmäßig und nachhaltig kommunizieren

Eine regelmäßige Kommunikation über die Relevanz und erzielten Wirkungen Ihres sozialen Angebotes ist für deren nachhaltige Wirkung sehr wichtig. So ist es etwa sinnvoll, Ergebnisse und Daten aus Wirkungsnachweisen im Rahmen des eigenen Internetauftritts zu veröffentlichen und auch regelmäßig zu aktualisieren – mindestens einmal jährlich. Durch moderne Methoden der Datenerhebung und -auswertung ist es aber auch möglich, die Ergebnisse jederzeit in Echtzeit – etwa in Form eines Dashboards – zur Verfügung zu stellen. Eine gute Struktur für die Berichterstattung über die Wirkung der eigenen Angebote bietet auch der Social Reporting Standard.

Fazit

Mit den dargestellten Tipps ist es möglich, die Relevanz und Wirkung der eigenen Angebote darzustellen. Hierdurch wird dargestellt, warum sich die Finanzierung dieser Angebote lohnt und welch wichtiger Mehrwert daraus entsteht. Die Entwicklung eines Wirkmodells und der Aufbau eines wirkungsorientierten Monitorings sind hierbei zentrale Elemente. Wurden beide Instrumente implementiert, wurde eine gute Grundlage geschaffen, um dauerhaft sprachfähig über die Wirkung und Wirksamkeit der eigenen Angebote zu sein. Wichtig hierbei ist aber, dass man differenziert und sauber mit dem Begriff Wirkung umgeht. Um von einer Wirkung zu sprechen, sollte neben dem Nachweis von Veränderungen und Stabilisierungen bei der Zielgruppe auch eine Wirkungsplausibilisierung durchgeführt werden.

Sollten Sie Unterstützung bei der Entwicklung von Wirkmodellen, dem Aufbau eines wirkungsorientierten Monitorings oder bei der professionellen Darstellung von Ergebnissen benötigen, können Sie sich gerne an das Kompetenzzentrum Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit am Institut für Praxisforschung und Evaluation der Evangelischen Hochschule Nürnberg wenden.

Zum Weiterlesen

  • Nussbaumer Knaflic, C. (2017). Storytelling mit Daten: die Grundlagen der effektiven Kommunikation und Visualisierung mit Daten. München: Verlag Franz Vahlen
  • Schober, C. & Then, V. (Hrsg.). (2015). Praxishandbuch Social Return on Investment: Wirkung sozialer Investitionen messen (1. Auflage). Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag.
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